Verlassene Wohnungen und leere Straßen. Ostberlin fühlt sich an wie eine Geisterstadt. In den ungewissen Zeiten nach dem Mauerfall spielt die Erzählung Die Zeitwaage.
In diesem historischen Kontext leben die Erinnerungen, die uns Lutz Seiler in seinem gleichnamigen Erzählband überliefert. Wir reisen über die Zeilen durch seine poetischen und bildhaften Rückblicke zurück in die Vergangenheit. Die dreizehn Kurzgeschichten, versammelt in einem Band, wurden sorgfältig von dem mehrfach mit Preisen aus gezeichneten Schriftsteller zusammen gesetzt. Seilers Talent als Lyriker sticht besonders hervor. Seine Erzählungen sind von einer bemerkenswerten Authentizität und Wahrheit, welche uns einen Einblick in seine Gedanken verschaffen. Man kann sich fragen, ob seine Jugend sein Schreiben beeinflusst hat. Diese von Metaphern geprägte Lektüre braucht eine gewisse Aufmerksamkeit, aber ist trotzdem empfehlenswert.